Meine Hifi-Statement-Seite...( mit anderer Schrift zum besseren Lesen)

Eigentlich mag ich den Ausdruck HiFi und die Weiterleitung zum HiFi-Freak nicht besonders. Diese Wörter suggerieren immer, das der HiFi-Freak sich lieber mit der Technik als mit dem eigentlichen Grund, nämlich der Musik, beschäftigt. Ich kenne natürlich auch einige Leute, die sich Ihre Musik in erster Linie nach klanglichen Maßstäben aussuchen.Das ist dann meistens das sogenannte "amtlich sanktionierte High-End Gezirpe". Auch häufig auch High-End Messen und Vorführungen zu hören. Arme Gesellen! Ich höre lieber die Musik, die mir Spaß macht, wenns dabei gut klingt, umso besser. Ich habe allerdings genauso Spaß an alten Monoaufnahmen von Django Rheinhardt aus den 40er Jahren.Wenns anmacht, ist alles recht. Aber natürlich macht es auch bei solchen historischen Aufnahmen durchaus Sinn, diese auf einer guten Anlage zu hören. Selbst dabei kommt der Live Charakter einer Einspielung besser rüber, als auf einer 159 EUR Superhypersurroundschrottanlage von Aldi. Und das ist eben das schöne an einer guten Anlage: Wenn die Musik spielt, vergisst man die Technik! Was jetzt aber nicht heißen soll, daß mir die Beschäftigung mit der Technik keinen Spaß macht. Sie steht halt nur nicht im Mittelpunkt, sondern in erster Linie die Musik.

Ich muß allerdings gestehen, daß ich mich vor ein paar Jahren mental bereits fast vollständig von der technischen Seite der Musikwiedergabe verabschiedet hatte. Warum? Nun, das erzähle ich im folgenden...

Das Ende der Langeweile

Langeweile, anders kann man den Zustand nicht beschreiben, der von mir Besitz ergriff, wenn die Rede auf Musikwiedergabe kam. Seit ich nämlich Anfang der 90er Jahre eine Magneplanar MG 1.4 erstand, konnte mich kein anderer Lautsprecher mehr sonderlich berühren. Obwohl die wortgewandten Marketingmenschen bei den Vorführungen auf der High End oder manchen Hausmessen sich bemühten, die tatsächlichen oder auch nur eingebildeten Vorzüge ihrer Schallwandlerkisten im rosarotesten Licht erscheinen zu lassen, klangen diese jedoch in gewisser Weise alle gleich. Wie Kisten, die Töne hervorbrachten. Keine dieser Kisten konnte jedoch auch nur annähernd die Homogenität eines guten Flächenlautsprechers rüberbringen oder die Musik so lösgelöst in den Raum stellen, wie es eben die Bretter mit der schwingenden Folie vermochten. Zwar waren immer wieder welche darunter, die einen tieferen Bass oder feiner aufgelöste Höhen rüberbrachten, aber so richtig RUND war keiner dieser Lautsprecher. Nun gut, Ausnahmen bestätigen die Regel, so konnten die Thiel-Lautsprecher oder die großen MG 20 mich doch auch auf mehreren Vorführungen in den Bann ziehen, das jedoch zu Preisen, die eine Veränderung meiner beruflichen Tätigkeit zum Drogendealer oder Waffenhändler erforderlich gemacht hätten.


Außerdem entwickelte sich gerade in den 90er Jahren der Markt für Voodoo Artikel immens. Angestachelt von sogenannten HiFi-Journalisten, die offensichtlich unter zunehmenden Realitätsverlust zu leiden hatten, konnte man in der Szene wohl gar nicht mehr ohne die auf den Oberschenkeln einer kubanischen Jungfrau handgerollten Reinstsilberkabel mit weltraumgetesteter Kevlarisolierung vernünftig Musik hören. Zum ultimativen Genuß gehörte dann noch das 5 ml Fläschchen Kontaktreiniger für nur 99,80 DM und der Kabeleinbrenner für 498 DM (mittlerweile 498 EUR!) dazu. Sicher sind nicht alle dieser wie Sauerbier angepriesenen Zubehörartikel Mumpitz, einige habe ich ja auch ausprobiert und manche für brauchbar befunden. Aber leider haben diese Teile in den meisten Fällen einen zum tatsächlichen Nutzen umgekehrt proportionalen Preis.

Den Ausschlag, mich aus der Szene endgültig mental zu verabschieden, brachten zwei Sachen:
Zum einen erklärte mir ein Marketingmensch auf der High End mit großer Geduld und wortreich die "Entwicklung" eines geschirmten Netzkabels für schlappe 250 DM, welches ich unschwer als eine Leitung wiedererkannte, die bei uns auf der Firma für die Verkabelung von Gasanalysesystemen verwendet wird. Allerdings kostet der laufende Meter davon nur ca. 3DM.

Das andere "Ereignis" war eine sogenannte Einsteigeranlagenzusammenstellung für 3000 DM in einer großen Stuttgarter HiFi Zeitung, bei der sage und schreibe 600 DM für die Kabel veranschlagt wurden.

Und die HiFi Presse plapperte derweil unermüdlich die geistigen Ergüsse von irgendwelchen selbst ernannten Experten nach, die fast täglich die Gesetze der Physik, der Chemie, der Elektrizität und des Raum-Zeit Kontinuums neu definierten.

1994 habe ich dann 15 Jahrgänge Audio, Stereoplay und HiFiVision in den Altpapiercontainer geschmissen.

Punkt. Ende vom Lied!

Den HiFi Bazillus wird man aber wohl genausowenig los wie Schnupfen. Von Zeit zu Zeit bricht er immer wieder aus. Vor ca. 6 Jahren weckten einige Veröffentlichungen über den Manger Wandler mein Interesse an diesem so ganz anderen System. Ein Besuch bei Herrn Manger und das Hören seines großen Schallsystems versetzten mich in Begeisterung. Endlich mal wieder ein Lautsprecher, der Musik reproduziert und nicht ein auseinandergedröseltes Konglomerat verschiedener Frequenzen. Da das Manger Schallsystem leider auch zu den etwas teureren Vergnügen gehört, habe ich mir dann die Zerobox 109 zum Hören ins Haus bestellt. Und viele der positiven Eigenschaften des großen Systems konnte Herr Manger auch in die kleinere Box transferieren. Hohe Detailauflösung, sauberer Bass, hervorragende Räumlichkeit, man konnte fast ungeniert die Augen zumachen und genießen... aber leider konnte die kleine Manger Stimmen nicht so schön unverfärbt wiedergeben, wie meine alten Maggies. Und da ich nun mal gerne Frauen singen höre, war das ein K.O. Kriterium. Und die großen Systeme kamen für mich aus preislichen Gründen erst mal nicht in Frage.

Schluß! Ich setzte mich wieder vor meine Maggies.


Manchmal schwelgt man ja auch in Erinnerungen. Zum Beispiel an die Hausmessen im Frühjahr bei Audio Forum in Düsseldorf. Dort konnte man damals das größte Hornsystem des Planeten, die Sphäron, anhören. Dessen Klangqualität hatte mich schon immer beeindruckt. Wobei mich gerade die leisen Töne und die Mühelosigkeit der Darbietung mehr gefangen nahmen als Originallautstärken. Auch das war ein Lautsprecher zum Hinsetzen, Augen zu und Musik genießen. Nur durfte man nicht eine klitzekleine Sekunde an den Preis denken...

Aber der Gedanke an den Klang dieser Giganten blieb immer irgendwie im Hinterkopf.


Dann irgendwann, ich weiß schon nicht mehr wie, kam ich über eine der zahllosen Linklisten im weltweiten Netz auf die Homepage von Avantgarde-Acoustic.
Die Bilder der Hörner riefen dann wieder einige alte Erinnerungen wach. Eigentlich wollte ich nur mal ein paar schönere Fotos der Hörner sehen, so bestellte ich den Katalog. Wenn man manche Sachen vorher wüßte...

Der Katalog kam nach ein paar Tagen und regte mich sofort zum Träumen an. Was wäre wenn... nicht die Preisliste dabei gewesen wäre. Beginnend beim Kleinwagen bis zur ausgewachsenen Oberklasse war alles vertreten. Aber es war ja nur interessehalber. Die Einladung zu einer Vorführung folgte nur wenig später. Obwohl die beste Ehefrau der Welt (Meine!) beim Anblick des Kataloges nur gesagt hatte "Die sehen aber häßlich aus!", konnte ich sie überreden, gemeinsam mit mir in die Kölner Flora zu fahren und an dieser Vorführung teilzunehmen. Der erste Aha-Effekt kam als meine Heike beim Anblick der nun in natura vorhandenen Hörner sagte: "Die sehen aber toll aus". Ich gestehe, daß auch ich beeindruckt war von der handwerklichen Qualität und des geradezu grazilen Designs der Lautsprecher. Nachdem wir Platz genommen hatten, stellte sich ein Herr Kraus vor die Versammelten, begrüßte alle, erzählte ein bißchen zur Technik der Hörner und legte dann Musik auf. Und zwar RICHTIGE Musik, kein amtlich beglaubigtes High-End Gezirpe. Einige Hardcore Testhörer guckten zwar etwas irritiert, aber das war mir egal. Denn da war es wieder. Im Grunde waren die Lautsprecher plötzlich gegenstandslos, es spielte nur die Musik. Kein Gedanke mehr an Auflösung, Räumlichkeit usw., sondern einfach nur Eintauchen in den Zauber der Musik. Selbst Stücke, die meinem Geschmack überhaupt nicht trafen, übten eine Faszination aus, die ich lange nicht mehr erlebt hatte. Meiner Frau erging es ebenso, sie genoß einfach nur die Musik. Ein Erlebnis, wie schon lange nicht mehr.

Und als nach Beendigung der Vorführung Herr Fromme das Angebot machte, diese Lautsprecher für eine Woche auszuleihen, zögerten wir nicht lange. Wir orderten ein Paar UNOs. Erstaunt nahmen wir dann zur Kenntnis, daß man sich dann auch die Farbe direkt aussuchen konnte, eben weil nicht irgendwelche gebrauchten Vorführmodelle aufgestellt werden, sondern nagelneue Teile. (Heute wissen wir, warum)

Auf dieser Vorführung konnte man sich dann auch noch ganz gut mit den Leuten von Avantgarde unterhalten. Und dabei stellte sich schnell heraus, daß das Leute sind, die ihr Handwerk verstehen, ein wirklich gutes Produkt haben und es auch nicht mit irgendwelchen esoterischen Theorien anpreisen müssen. Kurz gesagt, die Leute stehen mit beiden Beinen auf der Erde. Und das merkt man auch den Lautsprechern an. Hohe Qualität und solide Handwerkskunst auch im Detail.

Wir konnten es dann auch kaum noch abwarten, bis die UNOs endlich geliefert wurden. Die drei Stunden, die Herr Kraus und sein Kollege bei uns waren, werden immer in angenehmer Erinnerung bleiben. Kein stundenlanges Herumschieben, kein endloses Kabeltauschen sondern Hinstellen, Ausrichten, Anschließen und es lief. Und wie!

Sicherlich könnte man jetzt viel über die irrwitzige Dynamik, die feine Auflösung, die Verfärbungsfreiheit und die enorme räumliche Tiefe sagen, zu dem schon das zweitkleinste Hornsystem UNO imstande ist. Viel wichtiger ist aber, daß dieser Lautsprecher die Musik wieder in den Vordergrund rückt, Emotionen vermittelt und die Technik vergessen läßt. Mittlerweile haben wir unser ganzes Plattenregal "durchgehört".

Sorry, liebe Maggie, aber hier kommst Du nicht mehr mit.

Und so war die Entscheidung eigentlich zwangsläufig: Die Dinger bleiben hier. Und das sagte sogar zuerst meine Frau. Zwar war der Preis für diese Entscheidung nicht gerade klein, aber die UNOs sind im Sinne des Wortes PREIS-WERT. Und vermitteln dafür auch ein gutes Stück Lebensqualität. Außerdem machte auf uns der Hersteller einen guten soliden Eindruck, die Mitarbeiter fielen durch Kompetenz und nicht High-End typisches Gewäsch auf.

Mittlerweile bleibt immer öfter der Fernseher aus, das Licht ebenso, und wir sitzen im Dunkeln und hören Musik.

Ende der Langeweile...

Natürlich hatte die Sache mit den UNOs einen Haken. Diese Lautsprecher machen einem ziemlich unmissverständlich klar, ob die Geräte, die sie mit Musiksignalen füttern was taugen oder nicht. Und so wurde im Laufe der Zeit das ganze Frontend der Anlage runderneuert...

Neuer Plattenspieler, neues CD-Laufwerk und neuer Verstärker. Lediglich der Tuner durfte bleiben, was aber bei der lausigen Klangqualität, die heute über den Äther kommt, durchaus verständlich ist. Ein Neukauf wäre meiner Meinung nach Perlen vor die Säue geworfen. Das gleiche trifft leider auch für die immer häufiger auftauchenden kopiergeschützten CDs zu. Seitdem kaufen wir wieder verstärkt Schallplatten. Und die Anlage zeigt auch deutlich, daß das CD-Format immer noch nicht an eine hochwertige analoge Wiedergabe heranreicht!

Natürlich hat die ganze Sache mittlerweile auch eine Menge Geld gekostet. Zudem steigen die Preise für solche Komponenten überproportional an, je besser die Qualität wird. Aber das ist es uns wert. Wir fahren dafür keine dicken Autos, sondern nur Kleinwagen. Und da wir sowieso lieber zu Hause sind, als auf der Autobahn im Stau, haben wir auch mehr davon. Jedem das seine...

Und wer sich bis hierher durchgekämpft hat, darf nun auch ein paar Bilder gucken. Viel Spaß.

Hier unsere Anlage. Allerdings noch in der alten Wohnung - mittlerweile hat die Anlage ein eigenes Haus bekommen...