Meine neue Drehmaschine HBM CQ6128 x 660

Mittlerweile ist mir meine alte Rotwerk Drehmaschine ein wenig zu klein geworden. Zuerst habe ich mich für eine Weiler LZ280 interessiert, aber 460 kg in den Keller zu wuchten, schien mir dann doch zu selbstmörderisch. Also bin ich mal wieder wieder zum Maschinenhändler meines Vertrauens hingefahren und wurde dort auch fündig. Meine Favoriten waren eigentlich HBM230 oder HBM450, allerdings fiel dann meine Wahl auf die HBM CQ6128x660. Da ich nicht unbedingt auf das allerneueste Modell Wert lege, konnte ich diese dort günstig alsAusstellungsmaschine kaufen. Einerseits ist sie noch etwas größer und stabiler als die anderen Maschinen, andererseits machte mir der Händler auch noch ein Angebot, daß ich nicht ablehnen konnte.
Es gab auch gleich noch einen Schnellwechselhalter mit 5 Stahlhaltern dabei.
Außerdem hat die Maschine schon einen Unterschrank.

Und so sieht sie aus:

Und hier der Stahlhalter...

Die Ausstattung ist (fast) komplett: Drei-und Vierbackenfutter, Lünetten, Zahnräder und Werkzeug (naja...). Wahrscheinlich kommt demnächst mal wieder ein selbstgebauter Spannzangenhalter für ER25 dazu...

Bis ich die ersten Späne machen konnte, war aber erst mal Schrauben angesagt. Um die Drehe in den Keller zu kriegen, mußte ich sie ja komplett zerlegen. Bei der Gelegenheit habe ich dann gleich denn üblichen Chinamurks bereinigt. Also überflüssige Farbe abgekratzt, entgratet und eine Menge Schrauben gegen "amtliche" ersetzt. Außerdem einen Zahnriemen ersetzt, der alte lief etwas unsauber. Auch habe ich gleich Nägel mit Köpfen gemacht, die Elektrik komplett rausgeschmissen und einen schönen ABB Motor mit Graugussgehäuse und einen Frequenzumrichter von Allen Bradley angebaut.

Drehstrommotor 750 Watt von ABB

Frequenzumrichter

 

Für die meisten Sachen kann man jetzt den Riemen auf einer Scheibe lassen und muß nur noch für extrem langsam oder schnell den Riemen umlegen.

Durch das Zerlegen hatte ich auch die Gelegenheit, endlich mal richtig das Einstellen und Vermessen der Maschine zu üben. Ging aber besser als erwartet. Die Maschine ist in den Führungen und Auflageflächen sauber verarbeitet und alles läßt sich schön gleichmäßig und spielfrei bewegen.

Geschabte Führungen, lediglich die Farbe muß ich noch abkratzen

Auch die Spindellagerung macht einen guten Eindruck. Und falls die Chinalager irgendwann mal verschleissen, kommen halt Standardnormlager rein. Allerdings kann ich nicht sagen, ob die Maschine vorher sauber eingestellt war, ich habe sie ja noch auf der Ladefläche des Wagens zerlegt, um sie nach unten zu bekommen. Ist aber auch egal, JETZT ist sie absolut sauber eingestellt.

Mittlerweile habe ich auch Zeit gefunden und eine Anleitung zum Ausrichten des Spindelstocks geschrieben , diese ist unter DOWNLOADS zu haben.

Die ersten Späne haben auch Spaß gemacht: Endlich mal wieder mit einem 3 mm Abstechmesser Stahl abstechen, ohne daß gleich der Motor stehen bleibt oder sich die Maschine verbiegt.

Einen Nachteil hat sie aber: Mal eben wie die Rotwerk beim Werkstattputzen beiseite stellen, geht nicht mehr

Nachtrag vom 7.12.2007

Mittlerweile habe die Maschine 2,5 Jahre. In dieser Zeit wurden von mir ja schon etliche Kilo Stahl, Alu und Messing in handliche Späne verwandelt. (Kann man ja unter Projekte sehen). Zusammenfassend kann ich sagen, daß ich einen guten Kauf getätigt habe. Die Maschine bringt problemlos hohe Spanleistungen (2mm Zustellung bei D=60 in Stahl) und ist auch immer noch präzise genug, um Passungen herzustellen. Die Größe ist, obwohl ich eigentlich nie Teile länger als 200mm drehe, genau richtig. Man stösst sich nicht am Reitstock, weil man ihn weit genug wegschieben kann. Die Stabilität ist auch bei schwierigen Arbeiten (Unterbrochener Schnitt, Abstechen) wirklich gut. Die Führungen sind über den ganzen Verfahrweg schön gleichmäßig und die Schlitten sind ganz "smooth"zu bewegen. Ein Verschleiss ist bis jetzt nicht zu bemerken. Fazit: Der Wunsch nach Veränderung ist bis jetzt ausgeblieben. Ich bin fast 100% zufrieden.

Außer: Das Drehfutter wird bei dieser Maschine ja über ein Gewinde 1 3/4" UN-8 (Amerikanisches Gewinde) aufgeschraubt. Mit dem kleinen Nachteil, daß der Rundlauf des Drehfutters leicht schwankt, je nachdem, wie fest man das Futter anzieht. Da können schon ein paar 100stel mm zusammenkommen. Die anderen Versionen der Maschine gibt es aber z.T. auch mit Flanschbefestigung für das Futter (je nach Lieferant/Version). Diese Art der Befestigung würde ich in Zukunft bevorzugen. Bei meiner Maschine werde ich das in nächster Zeit ändern. Also bitte beim Kauf drauf achten...

Nachtrag vom 7.12.2008

Und sie dreht immer noch...

Mittlerweile habe ich von meiner Frau einen Multifix Schnellwechselhalter geschenkt bekommen, der den Dixxon Halter ersetzt hat. Ist wesentlich einfacher in der Handhabung und vor allen Dingen bekommt man bei vielen Händlern Ersatzhalter. Die Qualität der Opti/Quantum Halter ist 1A! Vergleichbare Halter anderer (Chinesen)Händler passen zwar auch problemlos, sind aber ein bisschen nachlässiger verarbeitet. Der Mehrpreis bei den Opti/Quantum Haltern ist deutlich zu merken.

Auch hat die Elektrik einen neuen Schaltschrank mit Siemens Vector Fu bekommen. Der Siemens FU ist gegenüber dem Allen Bradley wesentlich einfacher zu programmieren und regelt Belastungen wegen der Vektorregelung erheblich besser aus.

Ansonsten... Verschleiss? Nicht festzustellen. Einzig die blöde orangerote Farbe geht mir mittlerweile auf den Nerv, also wird wahrscheinlich im Winter eine Umlackierung stattfinden. Auch bekommt die Maschine demnächst ein Magnetmeßsystem verpasst. Zwar funktioniert YADRO tadellos, aber mittlerweile sind mir schon mehrere Meßschieber gestorben (Späne!). Bin ich wahrscheinlich selber schuld - die Schutzabdeckungen waren leider nicht so optimal...

Wen es interessiert:

Hier ein paar Daten...

Spitzenhöhe 145 mm
Drehdurchmesser über Bett 280 mm
Spitzenweite 660 mm
Außenlänge: ca. 1420 mm
Spindelaufnahme: MK 4 mit 1 3/4" -UN-8 Futtergewinde
Gewindesteigungen: Metrisch: 0,5 - 3,5 mm 12 Stufen - Zoll: 8-56 Gg/1"
Motor: 0,75 kW
Bereich Längsvorschübe: 0,06 - 0,4 mm
Gewicht ca. 180 kg